Am Samstag, den 10. November 2007 fuhr eine kleine Delegation des TuS auf Einladung des Innenministeriums nach Nordkirchen. Im dortigen Schloss überreichte NRW-Innnenminister Ingo Wolf die Sportplakette des Bundespräsidenten. Mit der Sportplakette des Bundespräsidenten werden Sportvereine ausgezeichnet, die sich mindestens 100 Jahre um den gemeinnützigen Sport verdient gemacht haben.

Für dieses besonderen Anlass wurde ein würdiger Rahmen gewählt. Die Verleihung fand im Jupitersaal, dem wohl schönsten Saal im Schloss statt. Neben einem Vortrag von Dr. Christian Wacker vom Deutschen Sport & Olympia Museum in Köln über das Thema „Olympia – Werte, Wettkampf, Weltereignis“ sorgte ein Klavier- und Streichquintett der Westfälischen Schule für Musik in Münster für musikalische Unterhaltung.

Nachfolgend möchten wir an dieser Stelle die Rede des Innenministers sowie die Laudatio zum TuS Istrup wiedergeben.

Rede des NRW-Innenministers Dr. Ingo Wolf:

Sehr geehrter Herr Schulte,

es ist schon zu einer guten Tradition geworden, hier im historischen Jupitersaal des Schlosses Nordkirchen, die Sportvereine unseres Landes mit der Sportplakette des Bundespräsidenten auszuzeichnen. Für diese fortdauernde Gastfreundschaft und Ihr freundliches Willkommen danke ich Ihnen ganz herzlich.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Drebing, sehr geehrter Herr LSB-Vizepräsident und RTB-Präsident Zacharias, auch stellvertretend für alle anwesenden Präsidenten und Vizepräsidenten des Sports.

Liebe Sportfreundinnen und Sportfreunde, mit der Sportplakette des Bundespräsidenten werden Sportvereine ausgezeichnet, die sich mindestens 100 Jahre um den gemeinnützigen Sport verdient gemacht haben.
Die Entwicklung der Vereine, die heute über 100 Jahre alt sind, ist von zwei Weltkriegen und mehreren einschneidenden Wirtschaftskrisen stark geprägt worden. Auch der stetige Wertewandel der Gesellschaft hat die Entwicklung der Vereine maßgeblich beeinflusst. Sie mussten sich schon immer an die sich ändernden Rahmenbedingungen anpassen um eine Zukunft zu haben.

Mitte des 18. Jahrhunderts meinten die Pädagogen zu erkennen, dass die Leibesübungen einen erheblichen Einfluss auf die Seele eines Kindes hätten. Sie mache die Kinder herzhaft, geduldig, standhaft, kühn und präge dem Gemüt, wenn sie in Ordnung geübt werden, etwas Edles ein.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich aus diesem Erziehungsgedanken im Sinne der damals vorherrschenden patriotischen Stimmung der Ausspruch: „Die Turner und die Schützen sind des Staates Stützen!“

Entsprechend geprägt haben sich damals vor rund hundert Jahren – vorwiegend Männer – daran gemacht Sportvereine zu gründen.

Meine Damen und Herren, sie finden, einen Ausdruck dieser Haltung in manchen Gründungssatzungen Ihrer Vereine wieder. Oft stand die sogenannte Volksertüchtigung als Satzungszweck im Vordergrund. Die preußische Haltung spiegelte sich in strengen Ordnungen wider, denen sich die Vereinsmitglieder unterwerfen mussten. So waren sie zum Beispiel zum regelmäßigen und pünktlichen Besuch der Übungsstunden verpflichtet, sonst drohte eine Geldstrafe!

Dennoch – möchte man heute sagen – entwickelten sich die Sportvereine damals in dieser Form auch als Orte der Geselligkeit.

Der Fortschritt ist bekanntlich nie aufzuhalten und die Anhänger neue Sportarten wie Schwimmen, Leichtathletik und Spiele wie das als roh verunglimpfte Fußballspiel, zeugten seinerzeit vom modernen Zeitgeist. Selbstverständlich hatten sie mit zum Teil erheblichen Vorbehalten zu kämpfen. Das Fußballspielen wurde hierzulande gar als „Englische Krankheit“ gebrandmarkt.

Meine Damen und Herren, seitdem haben sich die Werte gewandelt. Der Fußball hat seinen Siegeszug um den Globus vollzogen und der Einfluss des Sports hat sich auf weite Bereiche des gesellschaftlichen Lebens ausgedehnt.

Im Zuge der Debatte um die mögliche Aufnahme des Sports als Staatsziel in das deutsche Grundgesetz fasste der ehemalige Bundesverfassungsrichter Dieter Grimm dies folgendermaßen zusammen:

„Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht. Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur Fairness an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsfürsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und ihrer sozialen Folgekosten. Da es im Sport längst nicht nur um Ruhm, sondern auch um Geld geht, zieht er unlautere Praktiken an. Doping ist nur die sichtbarste.“
Ich möchte hinzufügen: „Sport ist wie das pralle Leben.“

Das wiederum, meine Damen und Herren, macht den Sport so lebendig und spannend. Daher sind die aktuellen Herausforderungen für die Sportpolitik auch so vielschichtig. Wir begreifen diese allerdings als Chance, die vielen positiven Seiten des Sports zu stärken und mit konkretem Regierungshandeln zu unterstützen.

Meine Damen und Herren, als ehemaliger Hockeybundesligaspieler und als Mitglied der Kölner Hockey- und Tennisclubs Rot-Weiß habe ich seit nunmehr über 40 Jahren selbst erfahren, welche große Bedeutung die Sportvereine für die Erziehung junger Menschen haben und welche wichtige Rolle die Übungsleiterinnen und Übungsleiter hierbei spielen.

Die Landesregierung wird daher im nächsten Jahr gemeinsam mit dem Landessportbund die Qualifizierung von ehrenamtlich Engagierten für die Übungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen noch weiter ausbauen. Vor allen Dingen Jugendliche und junge Erwachsene sollen Unterstützung erhalten, ehrenamtliche Aufgaben in ihren Sportvereinen zu übernehmen. Und zusätzlich soll die Vereinsberatung des Landessportbundes ausgebaut werden. Diese hat sich bewährt, sie ist ein gutes Instrument, mit dem ehrenamtlich geführte Vereine direkte Hilfe erhalten können. Die Landesregierung wird zu diesem Zweck deshalb weitere Haushaltsmittel bereitstellen Dies sind alles Maßnahmen, die unter dem „Zukunftsprojekt Verein 2015“ gebündelt werden. Daneben möchte die Landesregierung die Möglichkeiten der Kommunen und Vereine verbessern, ihre Sportinfrastruktur zu modernisieren und auszubauen.

Uns liegt dabei besonders die Situation der Vereine am Herzen. Sportvereine sollen in die Lage versetzt werden, Sportstätten zu bauen oder zu kaufen, oder bereits vorhandene auszubauen oder modernisieren zu können.

Selbstverständlich werden wir unseren Einsatz für den Leistungssport fortsetzen – auch dazu zählt unsere Unterstützung des Anti-Dopingkampfes-, denn der Leistungs- und Spitzensport ist und bleibt das Aushängeschild des Sports. Die Landesregierung setzt sich deshalb auch dafür ein, dass die Sportstiftung NRW gestärkt wird.

Ebenso bleiben die vielen Facetten des Breitensports im Focus, denn der Sport hilft allen, jungen und alten Menschen, Gesunden und Kranken.

Die Sportförderung des Landes Nordrhein-Westfalen bleibt also vielschichtig und in der Lage auf konkrete Bedürfnisse zu reagieren.

Meine Damen und Herren, Herr Dr. Christian Wacker, Direktor des Deutschen Sport und Olympiamuseums in Köln, wird nachher über die Entwicklung der Olympischen Spiele von einer Idee, zu einem Wettkampf- und Weltereignis referieren. Ich denke, auch hier wird erkennbar werden, wie grundlegend sich Ideale und Werte, die unser sportliches Miteinander beeinflussen, gewandelt haben.

Meine Damen und Herren, zuvor möchte ich jedoch meinerseits – nach einer weiteren Darbietung des Quintetts der Westfälischen Schule für Musik aus Münster – mit dem beginnen, was im Mittelpunkt unserer heutigen Feierstunde steht: Der Ehrung der Sportvereine, die sich ein Jahrhundert und länger um die Gesellschaft verdient gemacht haben, mit der Sportplakette des Bundespräsidenten.

Laudatio TuS Istrup:

Am 4. Dezember 1907 gründeten mehrere Istruper Männer den Turnverein „Frisch Auf“. Die Mittel für die Anschaffung eines Recks, eines Schnursprunggestells und einer Hantel waren vorhanden – die Startbedingungen waren also günstig – so wurde nur noch ein Vereinsvorstand gebraucht. Rasch entschied man sich dafür, einen Vorstand aus älteren Männern zu wählen und der Verein wuchs schnell.

Nach dem 1. Weltkrieg war der Wiederbeginn durch die schlechte Wirtschaftslage und die folgende Inflation erschwert. So entschied der Vorstand im Jahr 1923, den Mitgliedsbeitrag an Sachwerten zu messen und setzte folglich diesen auf zwei Briefporto für ein Vierteljahr fest.

1931 fanden sich in Istrup weitere Sportler zusammen, um den Rasen-Sport-Verein Istrup ins Leben zu rufen. Drei Jahre existierten Turn und Fußballverein nebeneinander, dann am 26. April 1934 wurde der Zusammenschluss beider Vereine beschlossen.

1970 konnte eine Mehrzweckhalle in Betrieb genommen werden, was dazu führte, dass sich eine „Hausfrauenriege“ gründete. Später hieß sie dann „Gymnastikriege“, heute nennt sich die Abteilung FAMOS. Auch hieran lässt sich das neue Selbstverständnis und der gesellschaftliche Wandel erkennen.

Weitere Abteilungen sind entstanden. So wird heute im TuS Blau-Weiss Istrup nicht nur geturnt und gegen den Fußball getreten, sondern auch Handball gespielt, Leichtathletik betrieben und Rad gefahren.

Seit anderthalb Jahrzehnten wird der Verein von Karl-Heinz Deneke als Vorsitzender geführt, der nun zusammen mit Frau Irmtraud Krüger, der 1. Kassiererin, die Sportplakette des Bundespräsidenten in Empfang nehmen wird.

Sportplakette des Bundespräsidenten für den TuS Istrup
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