Die Erfolge von Andre Karasch sind auch dem FLVW nicht verborgen geblieben. In der Verbandszeitung "WestfalenSport" erschien in Ausgabe 4-2010 ein ganzseitiger Bericht, den wir an dieser Stelle natürlich gerne wiedergeben. Den Original-Artikel gibt es auch im PDF-Format als Download am Ende der Seite.

Kurt Bendlin prophezeit Andre Karasch eine große Zukunft

Als Kurt Bendlin (Paderborn) vor anderthalb Jahren Andre Karasch kennenlernte, meinte der frühere Zehnkampf-Weltrekordler zu dem Youngster: „Junge, du hast die richtige Figur für einen Zehnkämpfer. Du wirst sicherlich einmal ein ganz Großer werden.“

Der Bronze-Medaillengewinner von 1968 scheint ein gutes Auge zu haben. Andre Karasch steht erst am Anfang seiner sportlichen Entwicklung, doch beim internationalen Mehrkampf-Meeting am 23./24. Mai in Bernhausen vollbrachte er das „Kunststück“, zwei neue Westfalenrekorde bei einer Veranstaltung aufzustellen.

Im Zehnkampf der männlichen Jugend B verbesserte der 16- jährige Schüler von Wladimir Diesendorf die bisherige Bestmarke von Moritz Cleve (TV Wattenscheid) um 218 Zähler auf ausgezeichnete 7.159 Punkte. Im Fünfkampf addierte man für den hoffnungsvollen Paderborner 3.693 Punkte. Damit lösteer in der westfälischen Rekordliste den Gladbecker Christopher Hallmann (2000: 3.653 P.) ab. Dass sich Andre Karasch optimal auf Bernhausen vorbereitet hatte, unterstreichen seine sieben Bestleistungen, die er während seines Fünf- beziehungsweise Zehnkampfes in den Einzeldisziplinen erzielte.

Zwei Wochen später präsentierte sich der vielseitige Nachwuchsathlet bei den westfälischen Mehrkampfmeisterschaften in Lage wieder in hervorragender Form und steigerte seinen eigenen, erst zwei Wochen alten Westfalenrekord im Fünfkampf um zwei Zähler auf 3.695 Punkte. Dabei stellte er im Weitsprung mit 6,69 m (bisher 6,53 m) und im 400-m-Lauf mit 51,75 Sekunden (bisher 52,03 Sek.) jeweils persönliche Bestleistungen auf. Den Zehnkampf-Titel holte er sich locker mit 6.977 Punkten.  Andre Karasch sammelte auf Anraten eines Arztes bereits im zarten Alter von fünf Jahren erste sportliche Erfahrungen. Seine Mutter Alexa erwarb einen Übungsleiterschein und wurde Leichtathletik-Trainerin beim TuS Blau-Weiß Istrup. Andre, der bei jedem Wettkampf noch ein Sweatshirt seines früheren Vereins als Glücksbringer in seiner Tasche trägt, konnte sich in dem kleinen Verein aufgrund seiner rasanten sportlichen Entwicklung vor zweieinhalb Jahren nicht weiterentwickeln, sodass er sich dem LC Paderborn, der unter anderem die Förderung des Mehrkampfs auf seine Fahnen geschrieben hat, anschloss.

Dass Andre Karaschs Herz eines Tages für den Zehnkampf schlagen würde, lag auf der Hand, denn er profitiert von seinem großen Bewegungstalent in allen leichtathletischen Disziplinen. Lediglich mit dem Stabhochsprung stand der neunfache Westfalenmeister im vergangenen Jahr auf Kriegsfuß, denn im Mai 2009 verletzte er sich bei seinem Zehnkampf-Debüt in Paderborn in dieser Disziplin an der Hand und musste anschließend drei Monate pausieren.

Drei- bis fünfmal trainiert der junge Modellathlet in der Woche und hat daher noch sehr viel „Luft“ nach oben. „Im Zehnkampf ist vieles eine Sache des Trainings“, betont der sportliche Gymnasiast, der gerne noch einige Zusatzschichten einlegen würde. Der Aufwand, um von Barntrup, wo er mit seinen Eltern Alexa und Ralf wohnt, zum Ahorn-Sportpark in Paderborn zu kommen, ist für ihn jedoch recht hoch. 50 Kilometer misst eine Strecke, die er momentan in einer Stunde mit seinem Moped herunterdüst. Probleme werden im Winter auftauchen, doch dann wird er voraussichtlich die Fahrdienste seiner Eltern in Anspruch nehmen müssen. Mit 17 Jahren möchte Andre Karasch den Führerschein machen, dann kann er eine eingetragene Strecke auch allein mit dem Auto zurücklegen. Mit den Fahrstunden hat er schon begonnen. Der mehrfache Westfalenmeister kommt zum neuen Schuljahr in die elfte Klasse des Gymnasiums in Barntrup. In der Schule ist er ähnlich vielseitig wie im Sport, denn er ist in allen Fächern gleich gut. Stolz ist Andre Karasch auf seine Schule, die dank seiner Mithilfe beim NRW-Finale „Jugend trainiert für Olympia“ in Rhede dominierte und sich damit wie vor zwei Jahren für den Endkampf in Berlin qualifizierte.

Der 1,93 m große und 90 kg schwere Nachwuchsathlet, der 2009 durch das WM-Jugendlager des FLVW zusätzlich motiviert wurde, schätzt in der Leichtathletik die objektive Vergleichbarkeit der Leistungen und beim Zehnkampf vor allem das große Gemeinschaftsgefühl unter den Athleten. Andre Karaschs Tagesablauf ist mit Schule und Sport nahezu ausgefüllt. Wenn er Zeit hat, schraubt er gerne an seinem Moped, das für die vielen Fahrten nach Paderborn im Dauereinsatz ist. Schließlich ist der Aufwand enorm, wenn der jetzige Kronprinz eines Tages zum „König der Athleten“ avancieren möchte.

Text und Foto: Peter Middel

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Bericht über Andre Karasch in FLVW-Zeitung „WestfalenSport“